Gordon Waddell (1942 – 2017)
Gordon Waddell war ein schottischer Orthopäde mit einer besonderen Biografie. Nachdem er sein Medizinstudium in Glasgow, Schottland absolvierte, hat er ein Großteil seiner fachärztlichen Ausbildung zum orthopädischen Chirurgen in Oman – damals noch ein Entwicklungsland absolviert. Als er zurückkehrte (1982!) und in der orthopädischen Praxis arbeitete, merkte er als einer der Ersten, dass viele Patienten zwar ein Gesundheitsproblem (Rückenschmerzen) hatten, aber dass bei fast 90% es sich nicht um ein medizinisches Problem, sondern um ein Verhaltensproblem handelte.
In Oman hat er das Triage-Prinzip der Notfallmedizin kennengelernt. Waddell übertrug dieses Triage-Prinzip auf seine Patienten mit Rückenschmerzen. Das war sein genialer Zug!
Bei IFAMT® ist das Triage-Prinzip Bestandteil der Weiterbildung und gibt dem Manualtherapeuten Sicherheit bei seinem Screeningsprozess.
Zusammen mit Ruud Schuitemaker übertrug Dick Egmond das Triage-Prinzip auf andere Körperregionen:
- 90% der Patienten: Es liegt keine oder nur eine geringe Schädigung vor. Die Schmerzen sind unspezifischer Art. Vielleicht spielen zentrale Sensibilisierung hier eine (große) Rolle.
- 8% der Patienten: Es gibt eine kleine strukturelle Schädigung, aber das lokale adaptive Vermögen ist gut: Die Schmerzen sind mildspezifisch
- 2% der Patienten: Es gibt eine strukturelle Schädigung und das lokale adaptive Vermögen ist nicht ausreichend: Die Schmerzen sind die Folge einer klassischen Entzündungsreaktion: ernsthaft spezifisch
Diese Einteilung bilden die Spalten der Mustermatrix (Egmond, Schuitemaker 2014) und innerhalb der Weiterbildung Manuelle Therapie wird die Mustermatrix im 2. Modul unterrichtet und ist Grundlage der innovativen Differentialdiagnostik.
Gordon Waddell ist am 20. April 2017 von uns gegangen. Vielen Dank posthum für Deinen genialen Zug!
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