Über Physiotherapeuten und Manualtherapeuten

Im folgenden wird exemplarisch die Situation von vielen PhysiotherapeutInnen, beschrieben die eine Möglichkeit gefunden haben, aus Ihrem Beruf den schönsten Beruf zu machen, den es gibt.

Die Bewerbung

Wenn Du Dich – als 18-jährige – als PhysiotherapeutIn bewirbst, weisst Du eigentlich noch nicht genau, was der Beruf des „Physiotherapeuten“ ist. Im Bewerbungsgespräch mit Deinem Gegenüber – Schulleiter oder Dozent der (Privat)schule – beantwortest viele die Frage: „Warum möchtest Du PhysiotherapeutIn werden?“ in etwa wie „Ich möchte gerne mit Menschen umgehen“. Weil die (Privat)schule die Klassen vollbekommen müssen, bekommst Du einen Ausbildungsvertrag. Und dann geht es los.

Die Ausbildung

Du lernst viele Fächer, wovon Du nur teilweise nachvollziehen kannst, was es mit Deinem Beruf „Physiotherapie“ zu tun hat. Das hat weniger mit Deinen DozentInnen zu tun, sonder viel mehr mit einer Ausbildungs- und Prüfungsverordnung (PhysTh-APrV), die ihre Grundlage aus 1961 hat.

Das Praktikum

Nach einiger Zeit machst Du verschiedene Praktika. Meistens in einem Krankenhaus, weil eben die PhysTH-APrV das vorschreibt. Hier entdeckst Du, dass die physiotherapeutischen Tätigkeit stark beschränkt ist, weil Patienten schnell entlassen werden oder, weil Patienten, die nicht schnell entlassen werden so krank sind, dass eine breit gefächerte Physiotherapie nicht durchführbar ist. Der Großteil der Tätigkeit beschränkt sich auf die Gangschule mit Patienten auf dem Flur. Du fragst Dich: „Muss ich deshalb alle diese Fächer lernen, eigentlich kann man diese Tätigkeit innerhalb von einer Woche angelernt bekommen“. So hatte ich es mir doch nicht vorgestellt, als ich mich beworben habe. Ergänzt wird dein Praktikums-Portfolio mit Einsätzen in Rehakliniken oder Privatpraxen. Hier entdeckst Du häufig, dass Du als billige Arbeitskraft benutzt wirst und das die Urlaubsplanung der Festangestellten mit den Einsätzen der Schulpraktikanten abgestimmt wird.

Das Examen

Während der Examensvorbereitung merkst Du, dass Dein Beruf doch vielseitig sein könnte, weil Du musst so viel Stoff lernen. Anatomie, Physiologie, all diese Krankheitsbilder – ein halbes Medizinstudium! Der Unterschied zwischen Theorie und Praxis ist aber sehr groß. Du lernst, lernst und lernst und nach einem nervenaufreibenden Staatsexamen erhältst Du die Berufsurkunde der Physiotherapie.

Wie geht’s weiter nach dem Examen

Du staunst warum es so viele freie Stellen in der Physiotherapie gibt. Jeder Samstag siehst Du in Deiner Zeitung 5 oder 6 Annoncen. Einige nehmen erst mal eine Auszeit. Andere fangen sofort nach dem Examen zu arbeiten, weil sie schon während des Praktikums einen Stellenangebot erhalten haben.

Die erste Stelle als Berufsanfänger

Stolz auf dein erster Arbeitsvertrag trittst Du den ersten Tag – meistens in einer Privatpraxis – an. Du hast die frisch Arbeitskleidung angezogen. Rasch ist Dein Plan voll mit Patienten. Diese Patienten halten häufig nur wenig von einer breit gefächerte Physiotherapie. Die meisten (älteren) Patienten assoziieren die Physiotherapie mit einer wohltuende Massage. Du kommst Dir wie in einem Streichelzoo vor. Rücken, Nacken, Nacken, Rücken. Und alle 20 Minuten einen neuen Patient. Manchmal sogar alle 15 Minuten. Am Monatsende erhältst Du Dein erster Gehalt und merkst, dass Du als PhysiotherapeutIn nicht so den Großverdiener gehörst, aber Hartz-IV-Aufstocker wolltest Du auch nich mit Deinem 40-Stundenvertrag sein. Zum Glück unterstützen Deine Eltern oder Dein Partner finanziell.

Grundsätzliche Möglichkeiten als Physiotherapeut

Grundsätzlich bietet die gegenwärtige Physiotherapie die Möglichkeit, Medikamente und Operationen zu vermeiden oder erst später in Anwendung kommen zu lassen. In vielen westlichen Länder kann die Physiotherapie, diese Position als wertvollen Beitrag in den jeweiligen Gesundheitssysteme erbringen. Durch die Einbettung der Physiotherapie primär als Heilmittel in der Regelversorgung des Deutschen Gesundheitssystems kann die Physiotherapie sich nicht vollständig entfalten.